Rezension

Rom, 25. März 1957 – Die Einigung Europas von Franz Knipping. München 2004, Taschenbuchausgabe des Deutschen Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG (dtv) € 15,50, 267 Seiten

In seinem Buch „Rom, 25. März 1957 – Die Einigung Europas“ schreibt Franz Knipping, wie es schlussendlich im angesprochenen Jahr aber auch schon davor - mit der Unterzeichnung der Verträge zur Montanunion - zu einer Einigung in Europa und vor allem in Westeuropa gekommen ist. Der Autor interessiert sich vor allem für die wirtschaftlichen und politischen Zusammenhänge, sowie für die Vorgeschichte und die unzähligen Gedanken die man schon vor dem Zweiten Weltkrieg in Bezug auf eine Integration Europas hatte. Knipping konzentriert sich in seinem Werk auf die großen Persönlichkeiten Europas wie z.B. Schuman, Monnet, Spaak, de Gasperi - um nur einige zu nennen - die wesentlichen Anteil an einer Einigung Europas in den 1950er Jahren des 20. Jahrhunderts hatten.

Das Buch ist in insgesamt 7 Kapitel aufgeteilt: Das Erbe der Geschichte, Der Zweite Weltkrieg als Vater der Tat, Die Gründerzeit 1950-1957, Aufbaujahre der Europäischen Gemeinschaft 1958-1969, Aufbau zum Europa der Zweiten Generation 1969-1984, Auf dem Wege zur Europäischen Union 1984-1993 und Die Europäische Union an der Schwelle zum 21. Jahrhundert 1993-2003. Im Grunde genommen kann man das Buch grob in drei Teile teilen.

Im ersten Teil beschäftigt sich der Autor mit dem Erbe der Geschichte und den Gedanken die es schon im 17. und 18. Jahrhundert gegeben hat, ein gemeinsames Europa aufzubauen. „Die Frage, warum überhaupt in Europa ein Prozess in Gang gekommen ist, der zur Aufhebung gewachsener nationaler Strukturen einer übernational geprägten Organisationsform treibt, verweist in die Tiefe der Geschichte“. (KNIPPING 2004, S. 19) Anschließend beleuchtet der Autor den Zweiten Weltkrieg mit der Vorstellung eines Europas durch Adolf Hitler und gibt dabei einen Einstieg in die Thesen einer westeuropäischen Zusammenarbeit.

Der zweite Teil des Buches beschäftigt sich mit dem eigentlichen Thema des Werkes von Knipping, und zwar mit dem Schuman-Plan, der Montanunion und allen weiteren Projekten bis hin zu den Römischen Verträgen von 1957, wie ja auch schon der Titel verspricht. Franz Knipping konzentriert sich in diesem Teil vor allem auf die politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsprozesse und auf die großen Europäer der damaligen Zeit. Er hebt besonders Jean Monnet heraus, der wie er sagt eine der zentralen Personen im europäischen Integrationsprozess war. Er war es, der den Schuman-Plan mit seinen Mitarbeitern entwickelt hat und anschließend auch ein Konzept für die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft und das Projekt Euratom erstellte. Der Schuman-Plan trägt zwar nicht umsonst den Namen des französischen Außenminister, jedoch muss man immer im Hinterkopf behalten, wer diesen Plan, der später zur Gründung der Montanunion führte konzipiert und bewerkstelligt hat, ausgeführt hat ihn schließlich Robert Schuman, der ohne lange zu zögern den Vorschlag von Monnet annahm und dem Rest des Landes sowie Westeuropa vorschlug. Knipping setzt sich mit den unterschiedlichsten Quellen auseinander und baut sie auch immer wieder in sein Buch mit ein, somit ist die Darstellung sehr anschaulich und man kann sich einiges darunter vorstellen. Nach diesen Darstellungen über die Jahre 1950-1957 erläutert er die Entstehungsjahre der Europäischen Gemeinschaft und schreibt zusätzlich über das Ansuchen der Briten zum Beitritt.

Im dritten Teil seines Buches setzt sich Franz Knipping mit der Europäischen Union etwas genauer auseinander. Das deutsch-französische Verhältnis und vor allem der Gedanke einer Aussöhnung der beiden Länder sind für Knipping ausschlaggebend, dass es überhaupt zu einem Einigungsprozess in Europa gekommen ist. Nicht nur Robert Schuman war eine zentrale Person der Einheit, sondern auch de Gaulles wie der Autor immer wieder anmerkt. Er führt auch explizit an, dass im Vertrag von Maastricht nicht nur die Rede von einer wirtschaftlichen Einigung war, sondern dass das Wohlergehen der Menschen einen zentralen Stellenwert bilden soll. Durch die Integration der Wirtschaft entstand allmählich auch ein politischer Raum, in dem man sich um die Entwicklung innerhalb der Gesellschaften kümmern konnte. Am Schluss dieses dritten Teils, welcher gleichzeitig auch das letzte Kapitel des Werkes beinhaltet, geht Knipping auf die Osterweiterung ein. Zu diesem Sachverhalt meint der Autor, dass die Erweiterung und die Einbeziehung der osteuropäischen Staaten die größte Herausforderung für das 21. Jahrhundert darstellt, da eine Trennung zwischen Ost und West noch nicht so lange her ist.

Wer den Einigungsprozess, welcher ein schwieriger und immer wieder problematischer Weg war näher kennen lernen und verstehen will, für den ist dieses Buch hervorragend geeignet. Es ist stilistisch sehr gut geschrieben, chronologisch geordnet, mit stichhaltigen Quellen versehen, einfach gesagt: lesenswert. Ein wenig jedoch sollte man sich mit wirtschaftlichen und rechtlichen sowie politischen Begriffen auskennen, da der Autor ziemlich viele von diesen verwendet. Jedes Kapitel verfügt über eine kleine Einleitung. Alles in allem kann ich jedem dieses Werk wärmstens empfehlen.
Schmale - 5. Dez, 14:04

Rezension

Das ist eine sehr gut gemachte Rezension!

Die bereits verfassten Teile Ihrer Arbeit machen einen exzellenten Eindruck, sie sind auch stilistisch gut geschrieben, lassen sich sehr gut lesen.

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Schmale - 21. Jan, 20:36

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