Kapitel 2 und Unterkapitel 2.1 (1. Teil)

2. Der Schuman-Plan – Der Weg zur europäischen Einigung
Wenn man von einer europäischen Einigung im 20. Jahrhundert spricht, dann spricht man automatisch von vielen großen Persönlichkeiten, wie z.B. Konrad Adenauer, Alcide de Gasperi, Winston Churchill, uvm. Doch jene, die die Theorie eines Integrationsprozesses auch tatsächlich in die Tat bzw. in die Praxis umgesetzt haben, das sind Robert Schuman und sein Mitarbeiter Jean Monnet. Beide Männer können als die Gründerväter einer Einigung innerhalb Europas, präzise ausgedrückt Westeuropas aufgefasst werden.

2.1. Vorgeschichte und die Rolle Jean Monnets
Ab dem Ende des Zweiten Weltkrieges, vor allem aber ab dem Jahr 1948 wurde vermehrt die Installierung eines Großraumes für Wirtschaft in Europa gefordert, und zwar nach dem Vorbild der USA und der UDSSR. Die primäre Idee war eine Zusammenlegung der Großindustrien. Karl Arnold, damals nordrhein-westfälischer Ministerpräsident machte den Vorschlag, anstatt einer einseitigen Kontrolle der Ruhr eine Gesellschaft auf kooperativer Basis aufzubauen. Zur gleichen Zeit herrschte ein reger Briefwechsel zwischen Konrad Adenauer und dem französischen Außenminister Robert Schuman, die beide ähnliche Vorstellungen hatten.
Der amerikanische Hochkommissar in Deutschland John Jay McCloy schlug unterdessen vor, die Ruhrvereinbarung auf die restlichen Staaten Westeuropas auszuweiten, doch diese Idee wurde durch Einwände der Briten zunichte gemacht.
Zu Beginn der 1950er Jahre war ein Konflikt um die Saar im Gange und aufgrund dieses Streites machte sich Robert Schuman für eine Versöhnung zwischen Fankreich und Deutschland stark. Adenauer kam sofort mit dem Vorschlag an, eine gemeinsame Union, vor allem aber eine Zollunion bzw. ein Zollparlament zu gründen. Diese Anregungen wurden anschließend erweitert und man dachte daraufhin über eine britisch-französisch-deutsche Union nach, aber Paris reagierte nicht auf diese Idee. Schuman meinte, dass es zwar in erster Linie zu einer deutsch-französischen Annäherung und in weiterer Folge zu einer Aussöhnung kommen müsse, jedoch auch andere Staaten von einer Union, in welchen Bereichen auch immer profitieren sollen.

In dieser Zeit wurde sehr viel darüber diskutiert, welche Rolle Deutschland bei einer gemeinsamen Union spielen würde. Man hat erkannt, dass Deutschland zwei wesentliche Vorteile dabei hätte: 1. die Übertragung der Souveränitätsrechte und 2. die geopolitische Lage des Landes, zwischen Ost und West. Charles de Gaulles, zu diesem Zeitpunkt Chef der provisorischen Regierung Frankreichs, war von dem Gedanken einer Union Frankreich-Deutschland begeistert, auch der Streit um die Saar könnte folglich ein Ende nehmen. Die Ideen einer Union der beiden Staaten fanden Anklang, vor allem bei den pro-europäisch gestimmten Menschen. Die Frage war nur noch die nach der Durchsetzbarkeit, wobei in diesem Zusammenhang die Stahlindustrie genannt wurde. Die Benelux-Länder und Frankreich haben sich für die Produktion in der Stahlindustrie hohe Ziele gesteckt. Die Schaffung eines Gleichgewichts der Industrie in Europa funktioniert jedoch nur mittels Harmonisierung von Produktion und Investition. In Frankreich gab es ein solches Gleichgewicht nicht. Viele Produktionsstätten wurden gegründet, einige die nicht sehr viel Erlös abwarfen, dem gegenüber Industriestandorte mit hoher Produktivität. Es herrschten auch hohe Preisunterschiede, aufgrund von unterschiedlichen Lohnniveaus, hohen Frachtkosten und Kohlepreisen. Weiters gab es überall in Europa Handelsbarrieren und Zollschranken, die einen Export und Import erschwerten. Außerdem kam ein enormer Konkurrenzdruck von Seiten der USA und der UDSSR, sowie dem britischen Commonwealth erschwerend hinzu.
Frankreich befürchtete jedoch, dass wenn es zu einer Union mit Deutschland kommt, der Nachbar in allen Bereichen der Industrie sowie in Wirtschaft und Politik mehr Positives zu verzeichnen hätte, als man selbst. Und hier kommt der bis jetzt noch eher unbekannte, aber bei weitem nicht unwesentliche Name Jean Monnet ins Spiel. Zuerst aber muss man diesen Mann kurz vorstellen.

Jean Monnet wurde im Jahr 1888 in Cognac, als Sohn einer Weinbaufamilie die vorwiegend Weinbrand herstellte, geboren. Als Monnet alt genug war, stieg er in den Betrieb seiner Eltern ein. Dies sollte sich später als Vorteil herausstellen, da er durch seine Arbeit im Spirituosen-Handel viel herumkam und so internationale Kontakte knüpfte. Schon in jungen Jahren spielte er mit dem Gedanken, sich eines Tages für eine Aussöhnung in Europa einzusetzen. Einige Persönlichkeiten zu dieser Zeit sangen Loblieder auf die Zielstrebigkeit und die komplexen Ideen Jean Monnets. Auch Monnet wurde wie Robert Schuman für untauglich erklärt. Deshalb optimierte er im Ersten Weltkrieg den Einsatz der Handelsmarine, nach dem Krieg wurde er Generalsekretär des Völkerbundes und anschließend stieg er ins Bankenwesen ein. 1943 verschlug es ihn in die algerische Hauptstadt Algier, um dort die Regierung de Gaulles zu unterstützen. Er wurde zum Planer der Nachkriegszeit und zum Beauftragten für den wirtschaftlichen Wiederaufbau Frankreichs nach dem Krieg ernannt.

Heater, Derek: Europäische Einheit - Biographie einer Idee, übersetzt und annotiert von Wolfgang Schmale und Brigitte Leucht, Bochum 2005; engl. Orig. Heater, Derek: The Idea of European Unity, Leicester 1992

Knipping, Franz: Jean Monnet, Robert Schuman und der Durchbruch zur europäischen Einigung, in: Duchhardt, Heinz (Hrsg.): Europäer des 20. Jahrhunderts - Wegbereiter und Gründer des modernen Europa, Mainz 2002, S. 69-90

Mittendorfer, Rudolf: Robert Schuman - Architekt des neuen Europa, Hildesheim 1983

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