Donnerstag, 13. Dezember 2007

EWG und Euratom (EAG) 2. Teil

... Konkretisiert, wie Knipping es ausdrückt wurde das Messina-Projekt in zwei wesentlichen Abschnitten: zwischen Juni 1955 und April 1956 wurde ein Bericht ausgearbeitet und zwischen Juni 1956 und März 1957 wurden die Verträge für beide Projekte vereinbart. Von der amerikanischen Regierung hörte man diesbezüglich nur positive Kommentare. Die Regie-rung von Übersee motivierte die Beteiligten zunehmendst. Aber auch in diesem Zusammen-hang hatte Jean Monnet mit der Gründung des „Aktionskomitees“ seine Finger im Spiel. Er war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr Präsident der Hohen Behörde, sondern fungierte als ver-mittelnder Privatsmann zwischen den einzelnen Regierungen. Das Aktionskomitee hatte sich zum Ziel gesetzt, das Scheitern zukünftiger Projekte von Seiten der nationalen Parlamente zu verhindern. Er reiste daher in alle Hauptstädte der EGKS-Staaten, wo seinem Vorschlag allerorts zugestimmt wurde. Man merkte, dass er auch bei der Gründung dieser Organisation seinen genialen Verstand spielen ließ, da das Komitee sich knapp 20 Jahre lang hielt. Monnet höchstpersönlich löste es erst im Jahr 1975 auf.

Am 9. Juli 1955 fand eine Sitzung, geleitet von Spaak mit allen 6 Delegierten und sogar einer 7. Delegation, nämlich den Briten statt. Es wurden die Ausweitungen der Montanunion disku-tiert und in diesem Sinne wollte man gleichzeitig das Messina-Projekt konkretisieren. Die Verhandlungen über einen gemeinsamen Markt bzw. über eine Wirtschaftsgemeinschaft wa-ren intensiv. Es fehlte etwas an Zeit und so wurde ohne einen Blick auf vergangene, miss-glückte Ereignisse zu riskieren, „nach vorne“ gearbeitet. Von 1955 bis 1956 wurde ein Kon-zept einer weiteren Integration, nach langen und harten Sitzungen und immer wieder verscho-benen Terminen der Ausschüsse erarbeitet. Abseits der Tagungen äußerte man aber doch wieder Bedenken, vor allem aufgrund der Reise Adenauers nach Moskau, den Parlamentswahlen in Frankreich und der neuerlich aufkommenden Frage bezüglich des Saargebiets. Spaak beorderte daraufhin einige Mitarbeiter zu einer Klausur nach Frankreich, um zwischen Nizza und Monaco ein Konzept auf die Beine zu stellen. Monnet war diesmal nicht direkt beteiligt, dafür aber einer seiner engsten Mitarbeiter mit Namen Pierre Uri.

Der Konzeptentwurf wurde am 8. April 1956 zum ersten Mal vorgestellt, am 21. April des selben Jahres veröffentlicht und wenige Tage später, Anfang Mai den übrigen Kollegen ausgehändigt. Einige Ideen, vor allem die der Energieträger Gas und Elektrizität sowie jene des Verkehrswesens mussten aufgrund mangelnder Durchsetzbarkeit aus dem Konzept gestrichen werden. Man konzentrierte sich jedoch auf den gemeinsamen Markt in Verbindung mit einer Zollunion sowie auf die Atomenergie. Die Frage der militärischen Nutzung der Atomenergie wurde nicht beantwortet, das sei Aufgabe der Politik hier einen gemeinsamen Konsens zu schaffen.

Am 29. und 30. Mai 1956 einigte man sich darauf, den Bericht Spaaks als Grundlage für die Verhandlungen herzunehmen. Die Gespräche gingen am Anfang nur langsam voran, ab dem Herbst wurde das Tempo aber verschärft. Am 9. März des Folgejahres nahmen die unzähligen Verhandlungen und Diskussionen ein Ende. Bis zu den Verträgen von Rom wurden noch etwaige Kleinigkeiten geklärt. Es wurde außerdem noch einmal verlautbart, dass eine Gemeinschaft des Atomenergiesektors nur in Verbindung mit einem gemeinsamen Markt bzw. mit einer europäischen Wirtschaftsgemeinschaft auf lange Sicht Erfolg bringen wird.

Knipping, Franz: Rom, 25. März 1957 - Die Einigung Europas, München 2004

S3

Einführung in die wissenschaftliche Wissens- und Textproduktion

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