Montag, 24. Dezember 2007

Frohe Weihnachten

Ich wünsche allen ein frohes Weihnachtsfest und schon einmal im Voraus alles gute für das Jahr 2008!

Freitag, 21. Dezember 2007

Inhalts- und Literaturverzeichnis

Aufgrund des vorweihnachtlichen Einkaufsstresses bin ich leider nicht dazu gekommen, weitere seitenlange Einträge zu machen. Um aber meinen Weblog bis nach den Feiertagen trotzdem nicht "verstauben" zu lassen habe ich mir gedacht, dass ich zumindest mein endgültiges Inhalts- und Literaturverzeichnis posten möchte.

Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Robert Schuman - eine Biographie
2. Der Schuman-Plan - Der Weg zur Europäischen Einigung
2.1. Vorgeschichte und die Rolle Jean Monnets
2.2. Der 9. Mai 1950
2.3. Die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl
3. Weitere Projekte auf Basis des Schuman-Plans und der EGKS
3.1. EVG und EPG
3.2. EWG und EAG
3.3. Die Römischen Verträge
Conclusio
Quellen- und Literaturverzeichnis

Quellen- und Literaturverzeichnis (Primärquellen sind kursiv geschrieben)
Brunn, Gerhard: Die Europäische Einigung von 1945 bis heute, Stuttgart 2002

Eldin, Grégoire: L'Europe de Robert Schuman, Paris 2001

Fondation Robert Schuman: Web-Projekt, Fondation Robert Schuman (Dir.). http://www.robert-schuman.org/declaration_9mai.php

Fondation Robert Schuman: Web-Projekt, Fondation Robert Schuman (Dir.). http://www.robert-schuman.org/

Heater, Derek: Europäische Einheit - Biographie einer Idee, übersetzt und annotiert von Wolfgang Schmale und Brigitte Leucht, Bochum 2005; engl. Orig. Heater, Derek: The Idea of European Unity, Leicester 1992

Herbst, Ludolf: Die zeitgenössische Integrationstheorie und die Anfänge der Europäischen Einigung 1947-1950, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 34 (1986), S. 161-205

Knipping, Franz: Jean Monnet, Robert Schuman und der Durchbruch zur europäischen Einigung, in: Duchhardt, Heinz (Hrsg.): Europäer des 20. Jahrhunderts - Wegbereiter und Gründer des modernen Europa, Mainz 2002, S. 69-90

Knipping, Franz: Rom, 25. März 1957 - Die Einigung Europas, München 2004

Mittendorfer, Rudolf: Robert Schuman - Architekt des neuen Europa, Hildesheim 1983

Schuman, Robert: Pour l'Europe, 2e édition, Paris 1964

Dienstag, 18. Dezember 2007

Idee einer Einleitung

Robert Schuman und Jean Monnet im Uhrensaal des Quai d'Orsay (vgl. Eldin 2001, S. 37)
(Bild anklicken um es zu vergrößern)

In den letzten Tagen und Wochen habe ich mir vor allem Gedanken über eine geeignete Einleitung für meine Arbeit gemacht. Dabei hatte ich die Idee, Titelseite (versehen mit einem Bild) und die einleitenden Worte zu kombinieren (Bild beschreiben). Ich habe mich also auf die Suche nach einem interessanten Bild gemacht, und bin schließlich auch in dem Buch "L'Europe de Robert Schuman" von Grégoire Eldin auf ein spannendes Bild gestoßen.

Natürlich möchte ich den Schnappschuss zur Primärquelle machen. Um das zu bewerkstelligen ist es notwendig, das komplette Bild genauestens zu beschreiben, das heißt: Wer ist auf dem Foto zu sehen? Was haben die beteiligten Personen zu diesem Zeitpunkt gemacht und warum? Wer hat das Foto gemacht, und vor allem wo ist es enstanden? Eine Frage, deren Antwort ziemlich interessant für mich war und im Laufe meiner Arbeit auch ein 1-2 Mal vorkommt war jene, zu welchem Zeitpunkt das Foto gemacht wurde.

Ich werde nun versuchen, dass Foto zu beschreiben, damit ich es als Primärquelle übernehmen kann: Auf der linken Seite des Bildes, sitzend auf einem Sessel befindet sich Jean Monnet (der eigentliche Entwickler des Schuman-Plans), rechts daneben steht Robert Schuman (jener Außenminister Frankreichs, der am 9. Mai 1950 den gleichnamigen Plan publik machte) vor dem Mikrofon. Sein erster Satz lautete:"Messieurs, il n'est plus question de vaines paroles, mais d'un acte, d'un acte hardi, d'un acte constructif", was auf Deutsch so viel bedeutet wie "Meine Herren, es ist an der Zeit sich von aussichtslosen Reden zu lösen, und konstruktive und zugleich kühne Taten sprechen zu lassen". Anschließend stellte er Zeile für Zeile die Überlegungen von Monnet und dessen Mitarbeitern vor. Die beiden Politiker befanden sich zu diesem Zeitpunkt im Uhrensaal des Quai d'Orsay, im französischen Außenministerium.

Das Foto wurde von Journalisten geschossen, und zwar nicht wie man vermutet am selben Tag der Verordnung - am 9. Mai 1950 - sondern einige Monate später. In welchem Monat und an welchem Tag, konnte ich leider nicht ausfindig machen. Nach meinen eigenen Schätzungen müsste dies aber ungefähr im November des Jahres 1950 der Fall gewesen sein, sofern ich richtig zwischen den Zeilen der jeweiligen Bücher gelesen habe.

Der Grund, warum am Tag der Schuman-Plan-Verkündung keine Fotos gemacht wurden war, dass Robert Schuman die Konerenz so kurzfristig einberufen hatte, so dass sämtliche Journalisten und Fotografen nicht mehr rechtzeitig im französischen Außenministerium eintrafen. Die Szene der Plan-Veröffentlichung musste wie schon erwähnt einige Monate später noch einmal im Uhrensaal "nachgespielt" bzw. aufgenommen werden, um der Nachwelt Bilder von diesem historischen Tag der europäischen Integrationsgeschichte ermöglichen zu können.

Natürlich ist dieser kurzer Text nicht die komplette Einleitung, der Rest wird in den nächsten Tagen folgen, da ich meine Gedanken und Ideen noch ausformulieren muss.

Samstag, 15. Dezember 2007

Die römischen Verträge

Die Verträge zur EWG und Euratom wurden am 25.3.1957 in Rom von den Mitgliedsländern unterzeichnet. Das Ziel der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft war, einen Gesamtwirt-schaftsraum in Verbindung mit einer Zollunion zu schaffen. Wie auch schon im Schuman-Plan geschrieben steht, sollte es nur geringe bzw. keine Handelsbarrieren und einen möglichst einwandfreien Transfer von Gütern wie Waren, Personen, Kapital und Dienstleistungen geben. Weiters hat man sich zum Ziel gesetzt, die Wirtschaftspolitiken der 6 Staaten einander anzugleichen, um vor allem eine Verzerrung des Wettbewerbs nicht zustande kommen zu lassen. Auch der Landwirtschaftssektor sollte dementsprechende Subventionen erfahren.

Das Ziel der Europäischen Atomgemeinschaft (EAG) war es, einen gemeinsamen Markt für Atomenergie, einen wissenschaftlich-technologischen Austausch von Know-How sowie für freien Kapitalverkehr zu formen.

Im Unterschied zur „haute autorité“ der Montanunion stand bei der EWG und EAG das Inte-resse der beteiligten Regierungen im Vordergrund. Die Chefetage der Wirtschaftsunion be-stand aus 9 unabhängigen Personen der 6 Staaten, die der EAG aus 5 Persönlichkeiten, jedoch ohne Vertreter aus Luxemburg. Entscheidungen und Beschlüsse wurden vom Ministerrat getroffen, der sich nach den Vorschlägen der Kommission richten musste. Auch hier wurde wieder ein gemeinsamer europäischer Gerichtshof, mit 7 Richtern die für 6 Jahre ins Amt entsandt wurden installiert. Auch in Sachen Finanzen unterschied man sich von der Montanunion, da die Mitgliedsländer Beiträge zahlten. Ansonsten war man der EGKS ziemlich gleich, auch in Anbetracht der Überstaatlichkeit, man wahrte den supranationalen Charakter der Institutionen.

Oberste Priorität war die Schaffung einer Gemeinschaft auf wirtschaftlicher Basis, sowohl EWG als auch Euratom. Doch mit Fortdauer der Jahre und Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts, rückte immer mehr der politische Gedanke in den Vordergrund der Regierungen, um den In-tegrationsprozess auch hinsichtlich einer eventuell gemeinsamen europäischen Politik auszudehnen. Es entstand allmählich die Europäische Gemeinschaft aus der schlussendlich der zu dieser Zeit noch schlafende Riese der Europäischen Union auferstand, bis hin zu einer Erweiterung gen Osten, so wie es die europäische Bevölkerung seit geraumer Zeit vorfindet.

Donnerstag, 13. Dezember 2007

EWG und Euratom (EAG) 2. Teil

... Konkretisiert, wie Knipping es ausdrückt wurde das Messina-Projekt in zwei wesentlichen Abschnitten: zwischen Juni 1955 und April 1956 wurde ein Bericht ausgearbeitet und zwischen Juni 1956 und März 1957 wurden die Verträge für beide Projekte vereinbart. Von der amerikanischen Regierung hörte man diesbezüglich nur positive Kommentare. Die Regie-rung von Übersee motivierte die Beteiligten zunehmendst. Aber auch in diesem Zusammen-hang hatte Jean Monnet mit der Gründung des „Aktionskomitees“ seine Finger im Spiel. Er war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr Präsident der Hohen Behörde, sondern fungierte als ver-mittelnder Privatsmann zwischen den einzelnen Regierungen. Das Aktionskomitee hatte sich zum Ziel gesetzt, das Scheitern zukünftiger Projekte von Seiten der nationalen Parlamente zu verhindern. Er reiste daher in alle Hauptstädte der EGKS-Staaten, wo seinem Vorschlag allerorts zugestimmt wurde. Man merkte, dass er auch bei der Gründung dieser Organisation seinen genialen Verstand spielen ließ, da das Komitee sich knapp 20 Jahre lang hielt. Monnet höchstpersönlich löste es erst im Jahr 1975 auf.

Am 9. Juli 1955 fand eine Sitzung, geleitet von Spaak mit allen 6 Delegierten und sogar einer 7. Delegation, nämlich den Briten statt. Es wurden die Ausweitungen der Montanunion disku-tiert und in diesem Sinne wollte man gleichzeitig das Messina-Projekt konkretisieren. Die Verhandlungen über einen gemeinsamen Markt bzw. über eine Wirtschaftsgemeinschaft wa-ren intensiv. Es fehlte etwas an Zeit und so wurde ohne einen Blick auf vergangene, miss-glückte Ereignisse zu riskieren, „nach vorne“ gearbeitet. Von 1955 bis 1956 wurde ein Kon-zept einer weiteren Integration, nach langen und harten Sitzungen und immer wieder verscho-benen Terminen der Ausschüsse erarbeitet. Abseits der Tagungen äußerte man aber doch wieder Bedenken, vor allem aufgrund der Reise Adenauers nach Moskau, den Parlamentswahlen in Frankreich und der neuerlich aufkommenden Frage bezüglich des Saargebiets. Spaak beorderte daraufhin einige Mitarbeiter zu einer Klausur nach Frankreich, um zwischen Nizza und Monaco ein Konzept auf die Beine zu stellen. Monnet war diesmal nicht direkt beteiligt, dafür aber einer seiner engsten Mitarbeiter mit Namen Pierre Uri.

Der Konzeptentwurf wurde am 8. April 1956 zum ersten Mal vorgestellt, am 21. April des selben Jahres veröffentlicht und wenige Tage später, Anfang Mai den übrigen Kollegen ausgehändigt. Einige Ideen, vor allem die der Energieträger Gas und Elektrizität sowie jene des Verkehrswesens mussten aufgrund mangelnder Durchsetzbarkeit aus dem Konzept gestrichen werden. Man konzentrierte sich jedoch auf den gemeinsamen Markt in Verbindung mit einer Zollunion sowie auf die Atomenergie. Die Frage der militärischen Nutzung der Atomenergie wurde nicht beantwortet, das sei Aufgabe der Politik hier einen gemeinsamen Konsens zu schaffen.

Am 29. und 30. Mai 1956 einigte man sich darauf, den Bericht Spaaks als Grundlage für die Verhandlungen herzunehmen. Die Gespräche gingen am Anfang nur langsam voran, ab dem Herbst wurde das Tempo aber verschärft. Am 9. März des Folgejahres nahmen die unzähligen Verhandlungen und Diskussionen ein Ende. Bis zu den Verträgen von Rom wurden noch etwaige Kleinigkeiten geklärt. Es wurde außerdem noch einmal verlautbart, dass eine Gemeinschaft des Atomenergiesektors nur in Verbindung mit einem gemeinsamen Markt bzw. mit einer europäischen Wirtschaftsgemeinschaft auf lange Sicht Erfolg bringen wird.

Knipping, Franz: Rom, 25. März 1957 - Die Einigung Europas, München 2004

Dienstag, 11. Dezember 2007

EWG und Euratom (EAG) 1. Teil

Nach den eher nicht bzw. eigentlich überhaupt nicht erfolgreichen Projekten EVG und EPG herrschte Skepsis und Depression. Die Frage „wie soll es weiter gehen?“ stand im Raum. Doch schon nach ein paar Monaten machte man weiter und gründete nur zwei Jahre danach die Europäische Wirtschafts- und Atomgemeinschaft. Eine der wichtigsten Personen in dieser schwierigen Zeit war wieder einmal Jean Monnet, immer in Begleitung seiner Mitarbeit. Monnet hatte zunächst die Idee, die Montanunion auszuweiten, konkreter ausgedrückt wollte man nicht nur die Stahl- und Kohleindustrie beinhalten, sondern auch Gas, Elektrizität und Verkehr.

Durch die USA geriet immer mehr die Möglichkeit ins Blickfeld, die Atomenergie zu vergemeinschaften, 1. in Hinblick auf eine friedliche Nutzung und 2. auf einen möglichen Alleingang der Deutschen beim Aufbau einer Atomindustrie. An dieser Stelle kommt ein neu-er Name ins Spiel, und zwar jener des belgischen Außenministers Paul-Henri Spaak. Spaak beriet sich mit Monnet und übernahm quasi die Funktion Schumans von 1950 als Initiator. Der Belgier setzte einen Brief an die 5 Außenminister der Montanunionsstaaten auf und be-richtete über die Gedanken Monnets über eine Ausweitung der EGKS. Der niederländische Außenminister Johan Willem Beyen meinte dazu, dass bevor man gemeinsam politisch tätig wird, ein gemeinsamer Markt errichtet werden müsste, sprich man muss sich zuerst auf wirt-schaftlicher Seite einig werden und zusammen arbeiten. Er sprach sich vor allem dafür aus, die wirtschaftliche Einigung in Europa zu erzielen. Genauer meinte er damit, dass man eine Union für wirtschaftliche Angelegenheiten brauche. Monnet und Spaak waren nicht gerade erfreut über die Ideen Beyens, da sie wie sie meinten zu komplex und ehrgeizig sind, vor al-lem in Anbetracht des Scheiterns der EVG. Deutschland jedoch unterstützte die Vorschläge des Niederländers. Auch in Bezug auf die Atomenergie war man sich einig, dass man auf den von Frankreich geführten Zug nicht aufspringen möchte.

In Technologie- und Energiefragen rund um die Nutzung von Atomenergie wollte man eher die USA und Großbritannien zu Rate ziehen und sich nicht von Frankreich leiten lassen. Monnet unternahm Versuche, das Projekt der Atomgemeinschaft „an den Mann zu bringen“ bzw. vorzustellen. Die Regierung in Deutschland mit Sitz in Bonn wollte nur dann beitreten, wenn darüber hinaus und gleichzeitig dazu eine Wirtschaftsunion mit einem freien gemeinsamen Markt aufgebaut wird. Der Präsi-dent der Hohen Behörde musste daraufhin feststellen, dass eine weitere Integration auf euro-päischem Gebiet ohne eine Wirtschaftsgemeinschaft nicht funktionieren würde. Die Ideen von Beyen und Monnet wurden konkretisiert und sozusagen miteinander verflechtet. Auch die Italiener und die Deutschen hatten gewissermaßen ähnliche Vorstellungen gegenüber der an-gesprochenen Ausweitungssektoren Verkehr, Energie und hier speziell die Atomenergie so-wie die westeuropäische Gesamtwirtschaft.

Doch die Regierung in Frankreich war mit den Vorschlägen nicht ganz zufrieden. Trotzdem fand eine Konferenz der Außenminister, und zwar vom 1. bis zum 3. Juni 1955 in Italien in der Stadt Messina statt. Vorerst sah alles so aus, als würde ein weiteres Projekt, und man muss schon dazusagen „wieder einmal“ an Frankreich scheitern, doch die Französische Republik lenkte schließlich ein, wenngleich mit pessimistischen Tönen zum Vorhaben Spaaks. Dieser wurde kurze Zeit später zum Leiter des so genannten „Vorbereitungsausschusses“ des Messi-na-Projektes gewählt. ...

Knipping, Franz: Rom, 25. März 1957 - Die Einigung Europas, München 2004

Samstag, 8. Dezember 2007

Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG) und Europäische Politische Gemeinschaft (EPG)

Großbritannien und die USA sprachen sich gemeinsam für eine Wiederbewaffnung Deutsch-lands, aufgrund des Korea-Krieges aus. Hier kam auch schon wieder Jean Monnet ins Spiel. Er machte sich darüber Gedanken, auch dem Militärbereich eine supranationale Behöre bzw. in diesem Fall eine Person zu überstellen. Es sollte einen europäischen Verteidigungsminister geben, der nur dem Oberbefehlshaber der NATO unterstellt ist. Es gab die Vorstellungen, gemeinsame Bataillone und Divisionen in Europa zu installieren. Monnet und sein Team er-arbeiteten wieder einen Plan und ließen diesen schließlich dem Ministerpräsidenten Frank-reichs, René Pleven zukommen. Man muss dazu anmerken, dass die Erstellung eines Planes für eine Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG) noch während den Verhandlungen und Debatten zum Schuman-Plan durchgeführt wurde. Pleven stellte den Plan der National-versammlung vor und erhielt prompt Zustimmung von allen Seiten. Anders jedoch sah dies in Frankreich und in den Montanunionsstaaten aus, dort bekam das neue Projekt keine positiven Resonanzen.

Am 15. Februar 1951 begann man mit den Verhandlungen über eine Verteidigungsgemein-schaft in Europa. Die Gespräche dauerten knapp ein Jahr. Die Vereinigten Staaten von Ame-rika waren mit den Vorschlägen zufrieden, wollten diese europäische Armee jedoch dem O-berkommando der NATO unterstellen. Der erste Entwurf der EVG war am 1. Februar 1952 unter Dach und Fach. Die endgültige Unterzeichnung der Verträge erfolgte am 27. Mai 1952, zuvor gab es noch einige kurze Änderungen. Der Vertrag sollte eine Gültigkeitsdauer von 50 Jahren haben, das oberste Organ würde der Ministerrat sein, da die Mitgliedsregierungen gro-ße Angst vor einem gemeinsamen Verteidigungsminister für 6 Staaten hatten.
Aber so weit sollte es erst gar nicht kommen. Während zwischen 1953 und 1954 die Benelux-Staaten sowie Italien und Deutschland den Vertrag ratifizierten, war Frankreich plötzlich da-gegen. Nach den Parlamentswahlen im Jahr 1951 kam Medès France an die Macht. Er war Nachfolge Pleven’s als Ministerpräsident und sprach sich gegen eine Ratifizierung aus. Die Europäische Verteidigungsgemeinschaft war schließlich am eigenen Land, dem eigentlich Initiator gescheitert.

Parallel dazu scheiterte auch ein weiteres Projekt, und zwar die Europäische Politische Ge-meinschaft (EPG). Ziel war es, eine gemeinsame Regierung und Verfassung aufzubauen. Die EPG war gleichzeitig die Voraussetzung für das Gelingen einer Verteidigungsgemeinschaft, da man zuerst einmal politisch zusammenspielen musste. Die so genannte „Ad-hoc-Versammlung“ nahm den Entwurf einer europäischen Verfassung am 10. März 1953 an. Man wollte ein Parlament mit zwei Kammern, eine Völkerkammer und zusätzlich einen Senat er-richten. Ein weiteres Anliegen war es, die EGKS und EVG nach und nach in die EPG zu in-tegrieren. Der Entwurf wurde, wie es schon zu erwarten war nicht von allen Regierungen gleichwohl begrüßt, Belgien und wieder einmal Frankreich selbst hielten sich zurück. Daher spielte man mit dem Gedanken, den Vertrag gleich den nationalen Parlamenten zu übergeben. Es folgten aber keine weiteren Gespräche. Laut Knipping „[…] wurde die Weiterbehand-lung verschleppt […]“ und so blieb alles beim Alten. Man hatte die Montanunion mit der Hohen Behörde erfolgreich gegründet, alle weiteren Projekte und Gedanken zu neuen Ar-beitsschritten waren Misserfolge und verebbten auf kurzer Strecke. Einig war man sich nur in der Frage der deutschen Wiederbewaffnung. Am 23. Oktober 1954 wurden die Pariser Ver-träge abgeschlossen. Deutschland durfte eine Bundeswehr mit 12 Divisionen in die NATO einfügen. Aufgrund dieser Tatsache war es allen Nachbarländern Deutschlands, vor allem den Mitgliedern der gemeinsamen Union möglich, die junge Bundesrepublik und ihre militärische Entwicklungen zu „überwachen“ bzw. zu kontrollieren. Die Pariser Verträge wurden im Mai 1955 ratifiziert. Im gleichen Jahr im Oktober, sprach sich die Bevölkerung rund um die Saar für eine Rückkehr des Gebietes nach Deutschland aus. Am Neujahrstag des Jahres wurde die Rückkehr dingfest gemacht und vollzogen.

Knipping, Franz: 25. März 1957 - Die Einigung Europas, München 2004

Freitag, 7. Dezember 2007

Weitere Projekte auf Basis des Schuman-Plans

Wie der Titel schon sagt, hat man nach der Vertragsunterzeichnung zur Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl - kurz der Montanunion - nicht aufgehört, weitere Gedanken zu weiteren eventuell relevanten und nützlichen Projekten für eine Festigung der Europäischen Integration zu schmieden. Ganz im Gegenteil hat man relativ zügig nach der Unterzeichnung versucht, zwei konkrete Projekte auf die Beine zu stellen: 1. die Europäische Verteidigungsgemeinschaft und 2. die Europäische Politische Gemeinschaft. Beide Projekte missglückten jedoch. Schuld daran war im Grunde genommen, und ganz allgemein formuliert Frankreich, die schlussendlich doch noch einen Rückzieher gemacht haben.

Nachdem die Gründung der EVG und EPG keinen glücklichen Ausgang genommen hat, machte sich große Kritik breit. Vielerorts und in vielen Regierungen dachte man darüber nach, ob die Entscheidung zur Gründung der Montanunion wirklich eine so gute war. Man reflektierte und stellte fest, dass der weitere Weg nicht einfach sein wird und hinterfragte die Entscheidungen der frühen 1950er Jahre. Der zweite Anlauf einer Weiterentwicklung der Europäischen Einigung sollte nicht lange auf sich warten lassen. Auf einer Konferenz in Messina (Italien) erkannte man, dass der weitere Weg ein wirtschaftlicher sein muss.

Man erzielte schließlich die Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und der Europäischen Atomgemeinschaft - kurz Euratom - mit den römischen Verträgen im Jahr 1957. Die römischen Verträge vom 25. März 1957 waren wiederum der Grundstein für die Entstehung der Europäischen Gemeinschaft, eine der drei Säulen der Europäischen Union.

Knipping, Franz: Rom, 25. März 1957 - Die Einigung Europas, München 2004

Dieser kurze Text ist quasi die Einleitung zu meinem letzten Kapitel. Die Ausformulierungen werde ich in den nächsten Tagen in den Blog stellen, jedoch muss ich mich noch ein wenig genauer einlesen, um das Wissen über die erwähnten Projekte zu festigen.

Dienstag, 4. Dezember 2007

Rezension

Rom, 25. März 1957 – Die Einigung Europas von Franz Knipping. München 2004, Taschenbuchausgabe des Deutschen Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG (dtv) € 15,50, 267 Seiten

In seinem Buch „Rom, 25. März 1957 – Die Einigung Europas“ schreibt Franz Knipping, wie es schlussendlich im angesprochenen Jahr aber auch schon davor - mit der Unterzeichnung der Verträge zur Montanunion - zu einer Einigung in Europa und vor allem in Westeuropa gekommen ist. Der Autor interessiert sich vor allem für die wirtschaftlichen und politischen Zusammenhänge, sowie für die Vorgeschichte und die unzähligen Gedanken die man schon vor dem Zweiten Weltkrieg in Bezug auf eine Integration Europas hatte. Knipping konzentriert sich in seinem Werk auf die großen Persönlichkeiten Europas wie z.B. Schuman, Monnet, Spaak, de Gasperi - um nur einige zu nennen - die wesentlichen Anteil an einer Einigung Europas in den 1950er Jahren des 20. Jahrhunderts hatten.

Das Buch ist in insgesamt 7 Kapitel aufgeteilt: Das Erbe der Geschichte, Der Zweite Weltkrieg als Vater der Tat, Die Gründerzeit 1950-1957, Aufbaujahre der Europäischen Gemeinschaft 1958-1969, Aufbau zum Europa der Zweiten Generation 1969-1984, Auf dem Wege zur Europäischen Union 1984-1993 und Die Europäische Union an der Schwelle zum 21. Jahrhundert 1993-2003. Im Grunde genommen kann man das Buch grob in drei Teile teilen.

Im ersten Teil beschäftigt sich der Autor mit dem Erbe der Geschichte und den Gedanken die es schon im 17. und 18. Jahrhundert gegeben hat, ein gemeinsames Europa aufzubauen. „Die Frage, warum überhaupt in Europa ein Prozess in Gang gekommen ist, der zur Aufhebung gewachsener nationaler Strukturen einer übernational geprägten Organisationsform treibt, verweist in die Tiefe der Geschichte“. (KNIPPING 2004, S. 19) Anschließend beleuchtet der Autor den Zweiten Weltkrieg mit der Vorstellung eines Europas durch Adolf Hitler und gibt dabei einen Einstieg in die Thesen einer westeuropäischen Zusammenarbeit.

Der zweite Teil des Buches beschäftigt sich mit dem eigentlichen Thema des Werkes von Knipping, und zwar mit dem Schuman-Plan, der Montanunion und allen weiteren Projekten bis hin zu den Römischen Verträgen von 1957, wie ja auch schon der Titel verspricht. Franz Knipping konzentriert sich in diesem Teil vor allem auf die politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsprozesse und auf die großen Europäer der damaligen Zeit. Er hebt besonders Jean Monnet heraus, der wie er sagt eine der zentralen Personen im europäischen Integrationsprozess war. Er war es, der den Schuman-Plan mit seinen Mitarbeitern entwickelt hat und anschließend auch ein Konzept für die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft und das Projekt Euratom erstellte. Der Schuman-Plan trägt zwar nicht umsonst den Namen des französischen Außenminister, jedoch muss man immer im Hinterkopf behalten, wer diesen Plan, der später zur Gründung der Montanunion führte konzipiert und bewerkstelligt hat, ausgeführt hat ihn schließlich Robert Schuman, der ohne lange zu zögern den Vorschlag von Monnet annahm und dem Rest des Landes sowie Westeuropa vorschlug. Knipping setzt sich mit den unterschiedlichsten Quellen auseinander und baut sie auch immer wieder in sein Buch mit ein, somit ist die Darstellung sehr anschaulich und man kann sich einiges darunter vorstellen. Nach diesen Darstellungen über die Jahre 1950-1957 erläutert er die Entstehungsjahre der Europäischen Gemeinschaft und schreibt zusätzlich über das Ansuchen der Briten zum Beitritt.

Im dritten Teil seines Buches setzt sich Franz Knipping mit der Europäischen Union etwas genauer auseinander. Das deutsch-französische Verhältnis und vor allem der Gedanke einer Aussöhnung der beiden Länder sind für Knipping ausschlaggebend, dass es überhaupt zu einem Einigungsprozess in Europa gekommen ist. Nicht nur Robert Schuman war eine zentrale Person der Einheit, sondern auch de Gaulles wie der Autor immer wieder anmerkt. Er führt auch explizit an, dass im Vertrag von Maastricht nicht nur die Rede von einer wirtschaftlichen Einigung war, sondern dass das Wohlergehen der Menschen einen zentralen Stellenwert bilden soll. Durch die Integration der Wirtschaft entstand allmählich auch ein politischer Raum, in dem man sich um die Entwicklung innerhalb der Gesellschaften kümmern konnte. Am Schluss dieses dritten Teils, welcher gleichzeitig auch das letzte Kapitel des Werkes beinhaltet, geht Knipping auf die Osterweiterung ein. Zu diesem Sachverhalt meint der Autor, dass die Erweiterung und die Einbeziehung der osteuropäischen Staaten die größte Herausforderung für das 21. Jahrhundert darstellt, da eine Trennung zwischen Ost und West noch nicht so lange her ist.

Wer den Einigungsprozess, welcher ein schwieriger und immer wieder problematischer Weg war näher kennen lernen und verstehen will, für den ist dieses Buch hervorragend geeignet. Es ist stilistisch sehr gut geschrieben, chronologisch geordnet, mit stichhaltigen Quellen versehen, einfach gesagt: lesenswert. Ein wenig jedoch sollte man sich mit wirtschaftlichen und rechtlichen sowie politischen Begriffen auskennen, da der Autor ziemlich viele von diesen verwendet. Jedes Kapitel verfügt über eine kleine Einleitung. Alles in allem kann ich jedem dieses Werk wärmstens empfehlen.

Montag, 3. Dezember 2007

Der Tag der Schuman-Plan-Veröffentlichung

Als ich gestern meinen Beitrag zur Montanunion ins Netz gestellt habe ist mir aufgefallen, dass ich noch kaum etwas über den 9. Mai 1950 verfasst habe, dies möchte ich jetzt nachholen.

Am 9. Mai 1950, einem Dienstag um 18 Uhr Pariser Ortszeit machte Robert Schuman seinen Kollegen bei einer sehr kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im Uhrensaal des Quai d’Orsay, dem französischen Außenministerium, eine sehr interessante Mitteilung. „Die fran-zösische Regierung schlägt vor, die Gesamtheit der französisch-deutschen Kohle- und Stahl-produktion unter eine gemeinsame Hohe Behörde zu stellen, in einer Organisation, die den anderen europäischen Ländern zum Beitritt offensteht.“ Diese Aussage Schuman’s sollte die Grundsteinlegung einer ersten europäischen Einigung sein. Ein wesentliches Ziel des Planes war ein gemeinsamer Markt im Bereich von Kohle und Stahl sowie die Befreiung von jeglichen Zollpflichten, also war diese Idee vor allem wirtschaftlich geprägt. Das zweite Ziel war eher ein politisches, und bezog sich auf eine Aussöhnung Frankreich-Deutschlands. „Das begonnene Werk muss in erster Linie Deutschland und Frankreich erfassen“.

Aber nicht nur das, der Plan sollte gleichzeitig auch den Frieden in Europa sichern sowie, „[…] die Verwirklichung einer seiner wesentlichsten Aufgaben verfolgen können: die Ent-wicklung des afrikanischen Erdteils.“ Man sieht, dass sich Jean Monnet nicht nur Gedanken über Europa gemacht hat, sondern schon vorausblickend, wenn Europa eine wirtschaftliche und politische Stabilität erreicht hat, bei der Entwicklung des afrikanischen Kontinents zu helfen. Laut Knipping waren für die Entstehung und Entwicklung des Schuman-Plans vier Faktoren wesentlich: eine Aufforderung der USA an Frankreich, eine krisenhafte Zuspitzung des deutsch-französischen Verhältnisses im Frühjahr 1950, das konzeptionelle Genie Jean Monnets und die politische Entschiedenheit Robert Schumans.

Sicher lässt sich bei genauerer Betrachtung der Umstände, wie es zu der der Umsetzung der Ideen für eine erste westeuropäische Einigung im Mai 1950 gekommen ist Kritik üben, vor allem an der Tatsache dass der eigentliche Entwickler Jean Monnet zumeist außen vor gelas-sen wird und immer nur der Name des französischen Außenministers auftaucht. Monnet war der Initiator, der Mann der die Gedanken und Vorschläge für die Zusammenlegung der Koh-le- und Stahlindustrien und in weiterer Folge zu einer Aussöhnung der beiden Länder Deutschland und Frankreich hatte, diese zu Papier brachte und schlussendlich Schuman gab, der sich seiner Konzepte sofort annahm. Doch muss man auch festhalten dass Robert Schu-man derjenige war, der ohne großes Zögern den Überlegungen nachging und sie in die Tat umsetzte, das heißt weiters dass er jener Mann war, der die Theorie in die Praxis brachte, oh-ne lange zu fackeln. Natürlich war es ein Sprung ins Ungewisse, doch in der Politik muss man oft diesen Schritt wagen, damit man zu Ergebnissen kommt. Bewundernswert ist auch die Reaktion des französischen Politikers bezüglich der geringen Anteilnahme Großbritanniens. Er ließ sich von dem Gedanken, dass es ohne das Königreich möglicherweise nicht zu einer europäischen Einigung kommt nicht abschrecken, und folgte weiter seinem Instinkt. Im Grunde genommen muss man beide Personen dafür verantwortlich machen, dass es zu einer erfolgreichen Integration Europas gekommen ist und in weiterer Folge zu vielen anderen Pro-jekten, zur Gründung der Europäischen Union bis hin zur Osterweiterung heute.

Die historische Erklärung Robert Schumans vom 9. Mai 1950, in: Fondation Robert Schuman. Web-Projekt, Fondation Robert Schuman (Dir.). http://www.robert-schuman.org/declaration_9mai.php
Knipping, Franz: Rom, 25. März 1957 - Die Einigung Europas, München 2004

S3

Einführung in die wissenschaftliche Wissens- und Textproduktion

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thomaskubelka - 23. Jan, 13:22
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Eigentlich ist es nicht möglich, nur einen Mann für...
thomaskubelka - 23. Jan, 13:20
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auch dieses Teilkapitel kann ich "absegnen"
Schmale - 21. Jan, 20:40
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es ist wahrscheinlich langweilig, ich muss mich immer...
Schmale - 21. Jan, 20:38
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die Einleitung klingt jetzt sehr rund, ok!
Schmale - 21. Jan, 20:36

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